„Evidences of Mr. Melbye’s artistic genius“

fand ein englischer Kunstkritiker 1876 in der genau beobachteten Konsistenz und Beweglichkeit der See in Vilhelm Melbyes „water-paintings“. Sein Kommentar steht stellvertretend für die hohe Wertschätzung, die der dänische Künstler in der marineaffinen Kunstszene im viktorianischen England erfuhr. Im Schatten seines älteren Bruders Anton erarbeitete sich Vilhelm Melbye eine eigene künstlerische Handschrift als Maler von Seestücken und einen eigenen Sammlerkreis, vornehmlich in England, Dänemark und Skandinavien.

Künstlerische Anregungen nahm Vilhelm Melbye nicht nur an der Kopenhagener Kunstakademie und bei seinem älteren Bruder, sondern auch aus der holländischen, französischen und der englischen maritimen Malerei auf. Eindrücke seiner ausgiebigen Reisen in Europa und in seiner Heimat sowie eingehende Naturstudien hielt der Künstler zeitlebens in Ölskizzen en plein air und in Bleistiftskizzen fest. Sie führten ihn zu lichterfüllten, atmosphärischen, naturnahen, oft lebendig bewegten und genrereichen Gemälden, für die Melbye eine zarte, helle Palette ebenso wie kräftige dunkle Farben einsetzte.

Als Motive bevorzugte er landschaftlich reizvolle und spektakuläre Küsten, Schiffsverkehr auf hoher See in stürmischer Witterung und pittoreske, topographisch bekannte europäische Landschaften. Eigenständige Zeichnungen von Vilhelm Melbye sind eher selten. Parallel zu den fein gemalten Werken entstanden zunehmend Gemälde, in denen sich Melbye von akademischen Malweisen löste und dynamische Impressionen ungebändigter Natur mit schnellem, lockeren und breiten Pinsel einfing.

 

Galerie Vilhelm Melbye

Bildausschnitte Lebens-Stationen
1) Vilhelm Melbye, Selger vor Kullen, 1848 (Privatsammlung)
2) Vilhelm Melbye, Der Leuchtturm, 1866 (Privatsammlung)
3) Vilhelm Melbye, Einfahrt im Sturm, 1879 (Privatsammlung)

Bildausschnitt oben
Carte de Visite, Fotografie von Vilhelm Melbye, o.Dt. (nach 1863), Fotograf Georg Rosenkilde (Kongelige Bibliotek, Kopenhagen)